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Barbara Schär

#UNGESCHMINKT - AUF DEM WEG 10


Bild: Alamy Stockfotos


AUCH VERSEHRT – MIT EINER ECKE AB – LÄSST ES SICH WUNDERBAR FLIEGEN!


Dies konnte ich letztens bei einem Schmetterling, welcher einen beschädigten Flügel hatte, beobachten. Er hatte eine grosse Ecke ab, flog jedoch mit einer farbenfrohen Leichtigkeit davon, als ich ihn fotografieren wollte, welche mich stauendend und sinnierend zurückliess.


Also auch mit einer «Ecke ab» - was ja gleichgesetzt werden kann mit «nicht der Norm entsprechend» und nicht dem Bild eines perfekten Schmetterlings entsprechend – lässt es sich, unberührt dieser Tatsache, leicht fliegen. Wie wunderbar!

UND: Diese ‘fehlende’ Ecke, macht dann auch noch diesen Schmetterling auf den ersten Blick und ganz offensichtlich einzigartig. SIE unterscheidet ihn von allen anderen Schmetterlingen der Gattung ‘Kleiner Fuchs’, also mit demselben Kleid. Mit diesen Überlegungen, wurde mir leicht ums Herz und gleichzeitig bewusst, wie sehr ich trainiert bin einem Perfektionsanspruch zu genügen. Ich mich selber trainiert habe, einer ‘Norm’ zu entsprechend, resp. ‘perfekt’ zu sein, um ja nicht ab- und/oder aufzufallen. Ja nicht anzuecken mit meinen ganz eigenen Sein, mit meinen Ecken und Kanten, welche ja eventuell, resp. sehr wahrscheinlich, zu viel oder – noch schlimmer – zu wenig sein könnten.


Da kommt mir Thom Renzie in den Sinn: «Der perfekte Mensch bleibt ein theoretisches Konstrukt, denn wo es praktisch an Fehlern mangelt, fehlt es an Menschlichkeit». Perfektion also ein theoretisches Konstrukt, ein theoretisches Konzept, wozu? Vielleicht von Gesellschaften, also von uns Menschen gemacht, um sich und andere klein zu halten, um Vielfalt und Individualität einzuschränken und überschaubarer zu machen? Existiert meine Mühe und Angst damit, ‘nicht perfekt’ zu sein, in mir deshalb? Ja, das hat schon was. Mit diesem Anspruch halte ich mich ‘klein’, muss mich aber auch nicht in meiner Einzigartigkeit, ev. Grösse (Ohweia) und Verletzlichkeit zeigen….


Ich will mich aber nicht länger ‘klein’ halten, einem Anspruch hinterherrennen, welcher mich nicht lebendig sein lässt. Ich will fliegen, auch mit meinen Ecken ab und den Kanten die vorstehen! Und wie schön und erleichternd, dass gerade meine vermeintliche ‘Versehrtheit’ und ‘Unvollkommenheit’ einen Teil von mir und meiner Einzigartigkeit ausmacht!

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